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Die Sprachaudiometrie: Eine Anleitung

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14 August 2025

Beschreibung

Inhaltsangabe

 

Was ist die Sprachaudiometrie?

Die Sprachaudiometrie ist ein Oberbegriff für eine Reihe von audiometrischen Tests, bei denen Sprache als Stimulus verwendet wird. Bei der Durchführung kann die Sprache entweder in Ruhe oder im Störgeräusch (z.B. Rauschen) präsentiert werden, wobei letzteres Vorgehen über den Rahmen dieses Artikels hinaus geht.

Die Sprachaudiometrie ist ein zentraler Bestandteil audiologischer Messungen, da die Tonaudiometrie nur begrenzte Informationen über das Sprachverstehen eines Kunden liefert. Da eine Verbesserung des Verstehens ein Hauptmotivator für eine Hörsystemversorgung darstellt, ist es umso wichtiger zu verstehen, wie eine Person mit Hörminderung Sprache wahrnimmt.

 

Warum wird die Sprachaudiometrie durchgeführt?

Sofern eine Abnahme des Hörvermögens durch die Tonaudiometrie festgestellt wird, führt diese in der Regel auch zu größeren Schwierigkeiten beim Sprachverstehen. Jedoch zeigt die Literatur auch, dass zwei Personen desselben Alters mit ähnlichen Tonaudiogrammen ganz unterschiedliche Leistungen beim Sprachverstehen haben können. So kann die Sprachaudiometrie individuell feststellen, wie gut eine Person Sprachinformationen verstehen kann.

Diese Informationen sind für den Diagnose- und Versorgungsprozess von entscheidender Bedeutung. Sie können zum Beispiel dabei helfen, zwischen verschiedenen Arten von Hörverlusten zu unterscheiden. Die Ergebnisse können aber auch Hinweise für eine geeignete Versorgung aufzeigen, etwa Verstärkungsstufe, Richtmikrofonie oder externe Zusatzgeräte.

Außerdem gibt die Sprachaudiometrie eine erste Aussicht auf eine potenzielle Verbesserung des Verstehens mit Hörsystemen. Dies hilft dabei realistische Erwartungshaltungen an eine Versorgung zu schaffen. So kann die Sprachaudiometrie aktiv in den Beratungsprozess eingebunden werden. Im Folgenden sind weitere Beispiele für die Einbindung aufgelistet.

 

Bedarf für weitere Messungen ermitteln

Auf Grundlage der sprachaudiometrischen Ergebnisse kann es sinnvoll sein, weitere Tests durchzuführen, um mehr Informationen über die Art des Hörverlusts zu erhalten. Ein Beispiel wäre die Durchführung eines TEN-Tests zur Erkennung toter Regionen auf der Cochlea oder die Durchführung des Audible Contrast Threshold (ACT™) - Tests.

 

Entscheidungen über Versorgungsart

Auf Grundlage der sprachaudiometrischen Ergebnisse kann entschieden werden, ob eine binaurale Anpassung passend ist, oder Alternativen, wie eine CROS-Versorgung in Betracht kommen.

 

Beratung

Die Ergebnisse der Sprachaudiometrie können die Erwartungshaltung des Kunden und Angehöriger gegenüber der Versorgung positiv beeinflussen. Zudem können die Werte aktiv in den technischen Beratungsprozess eingezogen werden und diesen unterstützen.

 

Diagnostik

Unerwartete Auffälligkeiten in der Sprachaudiometrie, wie zum Beispiel ein signifikant asymmetrisches Diskriminieren, können weitere Untersuchungen (durch einen Arzt) rechtfertigen.

 

Kontraindikationen und Überlegungen

Vor der Sprachaudiometrie ist es wichtig, dass eine Tonaudiometrie mitsamt Otoskopie durchgeführt wurde. Die daraus resultierenden Ergebnisse können Kontraindikationen für die Sprachmessung aufzeigen.

 

Befunde der Otoskopie

Folgende Befunde der Otoskopie stellen in der Regel eine Kontraindikation für Messungen über die Luftleitung dar:

  • Gehörgang verlegt
  • Ablagerungen
  • Fremdkörper
  • Otitis Externa
  • Beschädigung des Trommelfells

 

Audiometrische Befunde

In Sonderfällen, insbesondere bei schweren bis hochgradigen Hörverlusten, kann die Sprachaudiometrie eine Herausforderung darstellen. So kann der Präsentationspegel in den Bereich der Audiometerleistungsgrenze fallen oder die Unbehaglichkeitsschwelle des Kunden erreichen.

 

Individuelle Bedürfnisse des Kunden

Abhängig von dem Alter oder Sprachvermögen des Kunden sind komplexere Wörter möglicherweise nicht geeignet. Insbesondere bei (Klein-)Kindern und Erwachsenen mit kognitiven Einschränkungen, wie z.B. Demenz, stellt die Sprachaudiometrie eine besondere Herausforderung dar. Außerdem ist die jeweilige Muttersprache des Probanden zu berücksichtigen.

 

Kompatible Audiometer

Bevor die Details der Sprachaudiometrie erklärt werden, ist es wichtig zu wissen, welche Audiometer der Firma Interacoustics diese Messung unterstützen. Da dies ein relevanter Test im Bereich der Diagnostik ist, können eine Vielzahl an Geräten diese Messung durchführen oder sich dahingehend nachrüsten lassen. Weitere Infos sind in Tabelle 1 zu finden.

 

Audiometer Art
AC40 Klinisches Audiometer
AD528 Diagnostisches Audiometer
AD629 Diagnostisches Audiometer
Affinity Compact Audiometer mit Anpasssystem
Callisto™ Portables Audiometer
Equinox Evo Klinisches Audiometer

Tabelle 1: Kompatible Audiometer der Firma Interacoustics.

 

Wie wird die Sprachaudiometrie durchgeführt?

Da bei der Sprachaudiometrie Sprache als Stimulus verwendet wird, ist es wichtig auf landestypisches Testmaterial zu achten. Ferner variiert die Durchführung dieser Messung von Land zu Land. Dieser Artikel beschäftigt sich zunächst mit der Messung in Ruhe und berücksichtigt dabei die Vorgaben im deutschsprachigen Raum als Referenz für die Anwendung im Alltag.

Zwei Messungen, zum einen für das Sprachverstehen (Diskriminationsverlust), zum anderen die Spracherkennung (Hörverlust für Sprache), werden im folgenden Teil behandelt.

 

Spracherkennungstest

Bei einem Spracherkennungstest wird herausgefunden, ob eine Testperson Sprache erkennen kann. Es ist die einfachste Form des Sprachtests, da kein hundertprozentiges Verstehen erforderlich ist. In der Regel werden die Wörter über Kopfhörer (monaural / binaural) oder im Freifeld (binaural) präsentiert.

 

Spracherkennungsschwelle

Der Akustiker präsentiert dem Kunden Sprache in verschiedenen Intensitätsstufen, bis diese auch erkannt wird. Ziel ist es, den Pegel für ein fünfzigprozentiges Verstehen zu ermitteln. Dies ist die Spracherkennungsschwelle.

Es hat sich gezeigt, dass diese Erkennungsschwelle mit der Tonhörschwelle korreliert. So wird dieser Schwellenwert auch als Bestätigung des Audiogramms verwendet. In der Regel erfolgt eine fünfzigprozentige Erkennung 15 bis 20 dB oberhalb der Hörschwelle bei 500 Hz.

 

Diskriminationsverlust

Bei dem Sprachdiskriminierungstest muss der Kunde die Wörter nicht nur erkennen, sondern auch korrekt wiederholen. Dies ist eine weit verbreitete Messung und gibt Aufschluss darüber, wie ein Mensch mit Hörminderung Sprache unter idealen Bedingungen verstehen kann.

Die Methodik zur Durchführung dieser Messung ist weltweit unterschiedlich. So hat sich im deutschsprachigen Raum die Durchführung mit dem Freiburger – Testmaterial durchgesetzt. Trotz der Unterschiede in der Art und Weise, wie diese Tests durchgeführt werden, gibt es einige zentrale Parameter und Berechnungen, die weltweit Anklang finden.

 

Berechnungen zur Sprachaudiometrie

Es gibt zwei wesentliche Berechnungen innerhalb der Sprachaudiometrie.

 

1. Spracherkennungsschwelle (SRT)

Dies ist der Pegel in dB HL, bei dem der Kunde 50 % des Testmaterials richtig erkennt. Dieser Pegel ist je nach verwendetem Testmaterial unterschiedlich.

 

2. Sprachverstehen in Prozent

Bei dem Spracherkennungstest wird dem Kunden eine Liste phonetisch ausgewogener Wörter (Einsilber) in einer einzigen Intensität präsentiert und aufgefordert, die gehörten Wörter zu wiederholen. Es wird bewertet, ob die Wiederholung richtig oder falsch war. Diese Punktzahl, ausgedrückt als Prozentsatz der korrekt wiederholten Einsilber, wird berechnet, indem die Anzahl der richtigen Wörter durch die Gesamtzahl geteilt wird.

In einigen Ländern, so auch Deutschland, werden mehrere Wortgruppen bei verschiedenen Schallpegeln präsentiert und in einem Diagramm dargestellt. Als Ausgangspunkt dient hier der Mittelwert für normallaute Sprache von 65 dB.

 

Parameter für Spracherkennungstests

Bevor ein Spracherkennungstest durchgeführt wird, müssen verschiedene Parameter berücksichtigt werden.

 

1. Schallwandler

Sprachtests können über Kopfhörer und im Freifeld per Lautsprecher gemessen werden. Zusätzlich bietet Interacoustics die Möglichkeit, die Messung über Knochenleitung durchzuführen.

 

2. Sprachmaterial

Es gibt eine Vielzahl an Testmaterial, um das Sprachverstehen zu bestimmen, welches von einfachen Einsilbern hin zu ganzen Sätzen reicht. Unabhängig von der Art des Testmaterials, wird dieses jedoch immer phonetisch ausgeglichen in Gruppen, sogenannte Wortlisten, unterteilt.

 

3. Anzahl der Wörter

Die Anzahl der Wörter innerhalb einer Liste kann die (prozentuale) Punktzahl beeinflussen. Eine zu geringe, oder zu große Anzahl kann die Ergebnisse negativ beeinflussen oder den Test unnötig in die Länge ziehen. In der Regel bestehen die Gruppen daher aus 10 oder 20 Wörtern.

 

4. Bewertung der Wörter

Die Wörter können entweder als Ganzes oder nach der Anzahl der Phoneme, die sie enthalten, bewertet werden.

Ein Beispiel für die Bewertung kann anhand des Wortes „Boot“ veranschaulicht werden. Bei der Bewertung nach ganzen Wörtern würde alles andere als das Wort „Boot“ zu einer falschen Bewertung führen.

Bei der Phonembewertung wird das Wort „Boot“ jedoch in seine einzelnen Phoneme zerlegt: /b/, /oo/, /t/. Nun wird jedes Phonem einzeln bewertet, wodurch das Wort „Boot“ auf maximal 3 Punkte kommt. Versteht der Kunde zwar nicht das Wort „Boot“, sondern einen ähnlichen Begriff, würde man zumindest für die einzelnen Phoneme eine Punktebewertung ermöglichen.

Aus Gründen der Einfachheit und besseren Anwendbarkeit im Alltag wird jedoch nur das Wort in seiner Gesamtheit bewertet.

 

5. Speicherort des Testmaterials

Moderne Audiometer bieten die Möglichkeit, die Wortlisten digital als .wav-Datei auf der Hardware des Geräts zu speichern. In Verbindung mit einer korrekten Kalibrierung ist der Test somit optimal reproduzierbar innerhalb gleichbleibender Testbedingungen.

 

6. Versorgt und unversorgt

Die Messung kann entweder versorgt oder unversorgt erfolgen. Bei einer versorgten Messung wird der Stimulus normalerweise über einen Lautsprecher abgespielt und binaural aufgezeichnet.

 

Beispiel zur praktischen Durchführung der Sprachaudiometrie

Im Folgenden wird aufgezeigt, wie die Sprachaudiometrie im deutschsprachigen Raum durchgeführt wird.

In Deutschland wird die Sprachaudiometrie durchgeführt, um ein Sprachaudiogramm zu erhalten. Dieses Audiogramm ist eine graphische Darstellung dessen, wie gut ein Kunde mit Hörminderung Sprache bei unterschiedlichen Schallintensitäten diskriminieren kann. Zudem wird ermittelt, ab wann Sprache verstanden wird und bei welcher Lautstärke diese als unangenehm wahrgenommen wird (Abbildung 1).

 

Abb. 1: Sprachaudiogramm.

 

Die gängige Methode, um ein Sprachaudiogramm zu erstellen, beruht auf der Präsentation verschiedener Wortgruppen bei unterschiedlichen Schalldruckpegeln. Dabei wird der prozentuale Anteil richtig wiederholter Wörter berechnet und bei der jeweiligen Lautstärke als Messpunkt hinterlegt.

Die Verwendung des Freiburger-Testmaterials ist die am weitesten verbreite Methode, um das Sprachverstehen eines Kunden zu bestimmen. Die Messung erfolgt monaural über Kopfhörer.

Als erstes wird die Schwelle für fünfzigprozentiges Sprachverstehen mit Mehrsilbern bestimmt. Ziel ist es, den Schallpegel zu bestimmen, bei dem der Kunde exakt die Hälfte der Zahlenwörter richtig wiederholt.

Diese Schwelle befindet sich in der Regel 15 bis 20 dB oberhalb der Hörschwelle bei 500 Hz aus der Tonaudiometrie. Sollte der Kunde mehr oder weniger als 50 Prozent richtig beantworten, empfiehlt es sich, den Pegel um 5 dB anzupassen. Die Software bildet dann automatischen einen Schnittwert.

Sobald der Schwellenwert für Sprachverstehen ermittelt wurde, wird die Unbehaglichkeitsschwelle für Sprache mit Mehr- oder Einsilbern bestimmt. Die Messung startet stark überschwellig bei 80 dB, wobei der Schallpegel pro Wort um 10 dB (ab 100 dB um 5dB) erhöht wird, bis der Kunde „Stopp“ sagt. Hierbei ist es wichtig, dass die Wörter nicht wiederholt werden müssen. Die Unbehaglichkeitsschwelle liegt, abhängig vom verwendeten Testmaterial, circa 10 dB über der Schwelle für Töne.

Zum Schluss wird das prozentuale Sprachverstehen, die Diskrimination, für Einsilber in Ruhe ermittelt. Diese Messung startet in der Regel bei 65 dB. Dies Entspricht der Intensität von normallauter Sprache. Anschließend wird die Lautstärke mindestens zweimal um 15 dB erhöht (80 dB / 90 dB). Unabhängig davon wird bei jedem Pegel eine Wortgruppe aus dem Freiburger – Testmaterial präsentiert. Diese Gruppen bestehen aus zwanzig Einsilbern, welche korrekt wiederholt werden sollen.

Mit jeder Wiederholung wird durch den Akustiker bestätigt, ob das Wort richtig oder falsch war. Gespeichert wird der prozentuale Anteil korrekter Wiederholungen pro Ohr und Messpegel.

 

Vertäubung in der Sprachaudiometrie

Wie in der Tonaudiometrie, kann es auch bei der Sprachaudiometrie zum Phänomen des Überhörens kommen. Dies beruht auf den zum Teil stark überschwelligen Messpegeln bei der Sprachaudiometrie.

Da das verwendete Testmaterial ein breites Frequenzspektrum abdeckt, empfiehlt sich als Vertäubungssignal ein breitbandiges Rauschen, wie zum Beispiel sprachsimulierendes Rauschen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den notwendigen Vertäubungspegel für die Sprachaudiometrie zu ermitteln. Die geläufigsten sind jedoch:

LVert. = LNutz – 40 dB (Mehrsilber)

&

LVert. = LNutz – 40 db (+ SL-Anteil) (Einsilber)

Jedoch ist zu beachten, dass dieser Effekt in der Regel nur bei stark seitendifferenten Hörverlusten auftreten kann. Ab einer Pegeldifferenz von ≥ 50 dB zwischen Knochenleitung Gegenohr und Luftleitung Prüfohr wird der Schall über den Schädelknochen auch auf das Gegenohr übertragen. Ab einer Differenz von ≥ 70 dB kann tatsächliches Sprachverstehen auf dem Gegenohr stattfinden.

 

Interpretation der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Sprachaudiometrie können für viele Zwecke verwendet werden. Der folgende Abschnitt beschreibt diese Anwendungsmöglichkeiten.

 

1. Gegenprüfung mit dem Tonaudiogramm

Das Prinzip der Gegenprüfung in der Audiologie besagt, dass kein Hörtest-Ergebnis für die Diagnose eines Hörverlusts verwendet werden sollte, bevor es nicht durch eine oder mehrere unabhängige Messungen gegengeprüft wurde (Hall J. W., 2016). So kann der Sprachtest in Ruhe das Reintonaudiogramm bestätigen.

Die folgenden Werte sollen zeigen, wie gut die Spracherkennungsschwelle mit dem Reintonmittelwert korreliert (Tabelle 2).

 

Differenz Sprachhörschwelle und Tonhörschwelle Korrelation
≤ 6 dB Optimal
7 bis 12 dB Angemessen
≥ 13 dB Schlecht

Tabelle 2: Korrelation Sprach- und Tonhörschwelle.

 

Sollte die Korrelation zwischen der Sprach- und Tonerkennungsschwelle unerwartet schlecht ausfallen, sind weitere Tests erforderlich, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln oder um festzustellen, ob ein technischer Fehler bei den Aufzeichnungen vorliegt.

 

2. Asymmetrie der Ohren erkennen

Ferner kann durch die Sprachaudiometrie bestimmt werden, ob eine Symmetrie zwischen den beiden Ohren vorliegt und zum Beispiel eine binaurale Versorgung mit Hörsystemen angebracht ist.

Größere Diskrepanzen zwischen den beiden Ohren können auf einem seitendifferenten Hörverlust beruhen oder auf andere Krankheiten hindeuten. Diese Faktoren beeinflussen maßgeblich die Entscheidung für die Versorgungsform und die Frage, ob andere Sonderlösungen, wie z.B. CROS sinnvoller sind.

 

3. Sind weitere Messungen notwendig?

Die Ergebnisse der Sprachaudiometrie können aufzeigen, ob weitere Tests erforderlich sind. Dies kann auf verschiedene Weisen deutlich werden.

Ein Beispiel wäre eine gravierende Differenz zwischen der Reinton- und Sprachhörschwelle. Ein anderes Beispiel sind erhebliche Differenzen zwischen den beiden Ohren. Oder unerwartet schlechte Ergebnisse in der Spracherkennung können ein weiteres Indiz sein.

In solchen Fällen sind ergänzende Messungen, wie der TEN-Test oder ACT zu empfehlen.

 

4. Retro-Cochleäre Hörverluste erkennen

Bei Personen mit retro-cochleärem Hörverlust kann sich die Spracherkennung mit zunehmender Lautstärke verschlechtern. Dies wird als „Roll-Over“ bezeichnet und anhand der folgenden Gleichung berechnet:

Roll-Over-Index = (maximale Punktzahl minus minimale Punktzahl) geteilt durch die maximale Punktzahl

Wird ein Roll-Over bei einem bestimmten Wert festgestellt, so gilt dies als Zeichen einer retrocochleären Schädigung. Auffällig sind Werte, abhängig von der Wortliste, von 0,4 oder mehr.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass gemäß dem Cross-Check-Prinzip jeder Roll-Over mit Vorsicht zu interpretieren ist und zusätzliche Tests erforderlich macht, welche von einem Arzt durchgeführt und bewertet werden sollten.

 

5. Vorhersage des Versorgungs-Erfolges

Die maximale Spracherkennungsleistung ist ein nützliches Maß, mit dem Sie vorhersagen können, ob eine Person von einem Hörgerät profitieren wird. Neuere und fortschrittlichere Tests wie der ACT-Test in Kombination mit dem ANL-Test (Acceptable Noise Level) bieten gute Alternativen zur Vorhersage des Hörerfolgs mit Verstärkung.

 

Quellenverzeichnis

Coles, R. R., & Priede, V. M. (1975). Masking of the non-test ear in speech audiometry. The Journal of laryngology and otology, 89(3), 217–226.

Graham, J., & Baguley, D. (2009). Ballantyne's deafness (7th ed.). Wiley-Blackwell.

Hall J. W., 3rd (2016). Crosscheck Principle in Pediatric Audiology Today: A 40-Year Perspective. Journal of audiology & otology, 20(2), 59–67.

Katz, J. (2009). Handbook of clinical audiology. Wolters Kluwer.

Killion, M. C., Niquette, P. A., Gudmundsen, G. I., Revit, L. J., & Banerjee, S. (2004). Development of a quick speech-in-noise test for measuring signal-to-noise ratio loss in normal-hearing and hearing-impaired listeners. The Journal of the Acoustical Society of America, 116(4 Pt 1), 2395–2405.

Stach, B. A. (1998). Clinical audiology: An introduction. Cengage Learning.

Lernziele

Präsentator

Darren Whelan
Darren holds an undergraduate degree in audiology and postgraduate master’s degrees in health science, neurophysiology, and clinical research. His resumé includes several clinical positions in the National Health Service (NHS). Prior to his current occupation as an International Clinical Trainer in the Interacoustics Academy, Darren held a clinical audiology and research scientist role in the UK, where he investigated patients with auditory and vestibular pathology, and managed a portfolio of NIHR adopted research studies. He has been a guest speaker at national and international conventions, enjoys teaching and providing clinical insights on the management of patients with dizziness and is a contributing author on published audiological and vestibular articles. Darren has also been an adjunct professor at Salus University in the USA, lecturing on the Doctor of Audiology degree.


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